Wie schade ist
es eigentlich, dass sich Millionen Eltern über die unaufgeräumten
Zimmer ihrer Kinder ärgern. Klamme Sockenknubbel auf dem Teppich,
Kaugummi-Papier zwischen Schulheften, unfertige Puzzles (kauft
niemals ein 1000-Teile-Puzzle), winzige Lego-Glasbausteine, die sich
schmerzhaft in Mutters nackten Fuß prägen. Es ist nicht so, dass
mir ein solches Chaos fremd wäre (nein, ich richte jetzt keine
Webcam in die Zimmer meiner Kinder, sie würde beschlagen von der
schlechten Luft darin, und in dem Wirrwarr der Objekte wüsste der
Autofokus nicht, worauf er scharf stellen sollte.)
Ich mache
innerlich immer das, was ich den Sterbebett-Test nenne: „Ist diese
Sache so wichtig, dass ich mich in meinem letzten Stündchen damit
befassen werde? Werde ich daliegen und hauchen 'Verzeiht mir, dass
ich Euch das Sortieren der Wäsche nicht beigebracht habe. “ Wohl
kaum. Also weg mit dem Ärger.
Was verschwenden
wir soviel Energie auf das leidige Thema „Aufräumen“? Schluss
damit. Ich betrete die Zimmer meiner Kinder nur noch zum Kuscheln,
Vorlesen, Rückenkratzen, Kissenschlachten, Tanzen oder zum
gemeinsamen Spaßrenovieren. Und wer möchte, dass einmal pro Woche
darin sauber gemacht wird, muss vorher aufräumen, sonst kommt ein
Polizeisperrband davor und Mutter zeigt sich unbeeindruckt davon,
wenn sich immer längere Spinnfäden von der Schreibtischlampe zum
Bücherregal ziehen und die Wollmäuse unterm Bett zu fetten Fusselratten werden.
In der
Kommunikation mit meinen Kindern haben sich Türklinkenschilder
bewährt, wie man sie aus Hotels kennt. Diese hier habe ich für die
Kinder gebastelt. Am Tag bevor die Frau kommt, die uns einmal pro
Woche beim Saubermachen hilft, hänge ich die Aufforderung zum
Aufräumen an die Kinderzimmer. Wer nicht aufgeräumt hat, dreht das
Schild am anderen Morgen um. Dann weiß unsere Hilfe: hier ist Sperrgebiet, Betreten unzumutbar.
Das Schöne an den Schildern ist, dass sie nicht rumbrüllen oder die Kinder abwerten. Sie sind aus Pappe, kennen keinen Groll und können keine Sätze schreien wie: „Wie oft soll ich Dir noch sagen ...“ oder „Immer muss ich …“ Sie erinnern mich mit ihrer sachlichen Freundlichkeit an unser Navigationsgerät im Auto. „Nach fünfhundert Metern rechts abbiegen ...“, „Nach Möglichkeit bitte wenden.“ Kann nicht jemand da draußen mal ein Navigationsgerät erfinden, das Kindern beim Aufräumen hilft. Es würde sagen: „Bewege Dich auf den bunten Haufen 50 Zentimeter neben dem Schrank zu, streiche das T-Shirt glatt, lege die Jeans zusammen, rieche zur Kontrolle an den gestreiften Socken. Du steuerst gerade auf die Spielkonsole zu, bitte wenden, bitte wenden, hänge das Hemd auf einen Bügel, lasse den I-Pod links liegen, lege die Stifte auf den Schreibtisch, du hast Dein Ziel erreicht.“
Bis ein solches
Gerät entwickelt ist, setze ich auf die Türschilder. Ich habe sie
aus Pappe ausgeschnitten und die Aufschrift aufgeklebt ... und was soll ich sagen: es klappt (seit drei Wochen, ich halte Euch auf dem Laufenden)
Immer fröhlich
bleiben
Uta