Sonntag, 22. Dezember 2013

Glückliche Familie Nr. 189: Eis am Stiel und Baum-Tuning


Wir befinden uns in der letzten Phase der Weihnachtsvorbereitungen. Prinzessin (12) möchte noch ins Einkaufszentrum, um Geschenke zu besorgen, aber ich habe längst abgeschlossen mit dem Einkaufszentrum. "Du kannst ein Gedicht schreiben oder etwas basteln, aber ich setze keinen Fuß mehr ins Einkaufszentrum."

Jetzt ist die Phase der Gutscheine, der großen Versprechungen. "Frühstück ans Bett", "Einladung zum Döner-Mann", "Dreimal Rasenmähen im Sommer" ausgedruckt in Zapfino -Schrift.

Da können wir schon den Baum aufgestellt haben, die ersten Kirchenglocken läuten und es kommen noch so Fragen wie "Meinst du, Oma freut sich über eine Handcreme?"

Ich fürchte, das haben die Kinder von mir. Wenn es in letzter Minute nicht stressig wird, ist es kein Weihnachten.

Ich erinnere mich an eine Straußenvogel-Marionette, die ich als Kind meiner Schwester Nummer 3 gebastelt habe. Die Füße bestanden aus Joghurt-Bechern, Hals und Beine aus Wollkordel und der Körper aus einer Styropor-Kugel, die in einen Buttermilchbecher gedrückt und mit Federn gespickt wurde. Es war eine halbe Stunde vor der Christmette, als der Styropor-Popo aus dem Becher rutschte, davon kullerte und alle Federn verlor. Den Vogel ohne Unterleib und mir verband die Verzweiflung und sich endlos ziehende Uhu-Fäden.

Irgendwie habe ich es noch geschafft. Und wer Spaß an Klebstoff-Schnüffeln hat, wäre neben mir in der Kirche sehr glücklich geworden.

Das ist schöner Stress. Der andere aber, der kommt mir nicht ins Haus. Die Selbstvorwürfe, dass man wieder zu spät angefangen hat, dass man Weihnachten einfach nicht unter Kontrolle kriegt, zu blöd ist, sich frühzeitig um das Familienfoto für die Grußkarten, das perfekte Zimtparfait und die liebevollen Geschenkanhänger zu kümmern.

Jetzt ist die Phase, in der man Mut zur Lücke braucht.

Ich sage euch mal meine Lücken:
  • Der Saxophon-Lehrer hat diesmal keine Kekse und keine Karte bekommen.
  • Das Haus ist nicht wirklich weihnachts-fein. Seit der Flurrenovierung in der vergangenen Woche liegt fast überall noch ein feiner Staub vom Wändeabschleifen. Hier im Arbeiszimmer kann man mit dem Finger Weihnachtsmotive zeichnen auf dem Sideboard, dem Drucker-Deckel, der Fensterbank. Braucht jemand Vorlagen zum Runterladen oder ein Tütchen weißen Staub? Einfach nur einen Kommentar mit deinem Namen ...

Provisorische Flur-Garderobe, fotografiert durch den Spiegel, der noch schief hängt.

  • Wir waren gestern erst unterwegs, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen. Der Schönste, den wir gefunden haben, braucht mehrere Ast-Transplantationen. Soßenkönig und Kronprinz (16)  haben jedes Jahr viel Spaß damit, Löcher in den Stamm zu bohren und Äste kunstvoll zu versetzen. Für das Baum-Tuning braucht man: Bohrmaschine, Sekundenkleber und eine klare Vorstellung von der Kegelform eines Weihnachtsbaumes.
  • An Heilig-Abend gibt es bei uns keine Ente, die ständig begossen, keinen Fisch, der auf den Punkt gegart werden muss. Bei uns hat das Büfett der Lieblingsspeisen Tradition. Jedes Familienmitglied darf sich zwei oder drei Speisen wünschen. Die Bedingung ist: Es muss etwas sein, das fertig gekauft oder mit wenig Aufwand vorbereitet werden kann. Meistens sind es: Kartoffel-Salat und Würstchen, Tim-Mälzer-Dessert mit Tiefkühl-Himbeeren (Soßenkönig), Eis am Stiel und Mini-Pizzen (Prinzessin), Kartoffel-Salat, Mini-Pizzen, Räucherlachs und Domino-Steine (Kronprinz) und Vitello-Tonnato, Anti-Pasti vom Griechen und Tiramisu (Uta). Nur den Kartoffelsalat machen der Soßenkönig und ich am Heilig-Abend morgens selber. Der Rest wird gekauft oder am Vortag gemacht und in der Küche auf Platten angerichtet, dazwischen Zapfen und weiße Kugeln ... (Kalorien: keine Ahnung, Nährwert: wahrscheinlich gering, stressfreie Freude: jede Menge)

Und ihr? Welche Ideen habt ihr, die alles leichter machen? Wo habt ihr Mut zur Lücke? Wo seid ihr herrlich unperfekt?

Unser Weihnachtsmotto lautet nicht nur "Let it snow", sondern  auch "Let it flow".

Immer fröhlich bleiben

Eure Uta