Montag, 24. September 2012

Glückliche Familie Nr. 83: Viehtrieb und Familienessen



Wenn ihr die Nase davon voll habt, jeden Tag neues Essen heran zu schleppen, solltet ihr euch diesen Satz an den Kühlschrank hängen:

Kinder und Jugendliche, die mindestens 7x in der Woche mit der Familie zusammen essen, haben auffallend bessere Schulnoten als die, die das nur 2x oder seltener tun. Außerdem weisen sie ein niedrigeres Drogenrisiko auf, leiden weniger an Essstörungen und besitzen eine deutlich bessere Allgemeinverfassung.
(Untersuchung der Kinderärztin Maria Eisenberg zitiert in: Joachim Bauer, Lob der Schule. Hamburg 2007, S. 99f.)


Es würde mich nicht wundern, wenn die Familienesser später auch noch glücklichere Ehen führen, ihr Risiko für Darmkrebs niedriger ist und sie durchschnittlich häufiger zur Kommunalwahl gehen als die, die eine Allein-Esser-Kindheit hatten.

Ich bin ja nicht so wissenschaftsgläubig. Aber wenn mir ein Ergebnis ins Weltbild passt, muss ich das sofort bloggen.

Und wenn ich mal keine Lust habe, wieder für ein Essen zu sorgen, denke ich an das Zitat der Kinderärztin.

... oder ich denke an eine Szene aus dem Film "Der Pferdeflüsterer". Dort sitzt die ganze Verwandtschaft von Tom Booker, dem Pferdeflüsterer (gespielt von Robert Redford, schmacht) an einer langen Tafel draußen auf der Farm und feiert das Ende des Viehtriebs. Alle sind glücklich erschöpft von der Arbeit und genießen ein herrliches Barbecue unter einem alten Baum.

Leckeres Essen, Familie, Freunde, Lachen, Grillenzirpen, ... Braucht es mehr zum Glück?

So etwa:

Tafel in unserem Garten, das Vieh grast auf der Weide dahinter :-)


Nun reichen unsere zwei Katzen nicht für einen Viehtrieb. Und wenn ich den Kater einfangen und ihm das Brandzeichen unserer kleinen Doppelhaus-Gemarkung zischend auf den Hintern drücken würde, würde Prinzessin (11) nicht nur das anschließende Barbecue, sondern die Familienessen des nächsten Jahrzehnts boykottieren.

Auch ohne Viehtrieb habe ich mir Farm-Feeling ins Haus geholt: eine große Glocke aus Gusseisen. Ich habe sie unten an die Wand zum Treppenaufgang geschraubt und jedes Mal, wenn das Essen fertig war, kräftig geläutet. Ich habe kurz die Augen geschlossen und sah im Geiste alle aus den Stallungen und den Feldern herbei rennen. Und als meine Lieben vor der dampfenden Suppe saßen, habe ich den Brotlaib an den Busen gepresst und für jeden eine dicke Schnitte abgeschnitten.

Okay, ich habe so viel Oberweite, dass jedes Brot an meinen Rippen hart aufschlagen würde. Unsere Stallungen bestehen aus einem kleinen Gartenhaus für vier Drahtesel. Und das Geläut sorgte nicht für das Herbeirennen eine Großfamilie, sondern nur für Tinnitus bei zwei Großstadtkindern.

Aber das Feeling ...

Eines Mittags habe ich so heftig geläutet, dass die Verankerung aus der Wand gerissen ist und die Glocke eine tiefe Kerbe in eine Holzstufe geschlagen hat. Seither bimmele ich mit einem kleinen Glöckchen.

Also, was wollte ich sagen ... ach so:

Wegen der Schulnoten, der Drogen und der Allgemeinverfassung immer schön fröhlich Essen kochen und gemeinsam genießen

Uta