Dienstag, 4. September 2012

Glückliche Familie Nr. 76: Put-ZEN


Die Waschmaschine erbricht immer neue Wäsche*.

In der Kiste mit den Sachen, die zu flicken sind, hat eine Hose Junge geworfen.

Die Pfandgläser im Haushaltsschrank wollen die höchste Pfandgläserpyramide der Welt werden.

Unsere Schuhe sind alle bei Facebook. Dort laden sie andere Schuhe ein zur Steh-Party in unserem Flur.

Die wilden Brombeertriebe in unserer Einfahrt spielen mit mir "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?". Ich schaue sie an und sie sind starr. Aber kaum drehe ich ihnen den Rücken zu, wachsen sie fünf Zentimeter in der Minute.

Ist die Haus- und Gartenarbeit nur eine Abfolge täglich quälender Arbeiten, die nie ein Ende finden?

Nein.

Wie immer entscheidet sich im Kopf, wie wir das erleben.

Am vergangenen Samstag kehrte ich innerlich ganz aufgewühlt vom Einkaufen zurück. Mein Mann und ich hatten andere Eltern aus der Klasse von Prinzessin (11) getroffen. In unserem Gespräch am Rande des Wochenmarkts ging es hoch her, weil gerade ein paar Jungs den Klassenfrieden stören.

Mich machen solche Gespräche ganz kribbelig, weil ich tausend Ideen im Kopf habe, wie man die Situation lösen könnte, aber dann komme ich nicht zu Wort oder niemand hört richtig zu. Und dann möchte ich am liebsten um mich werfen mit den fetten Fleischtomaten aus unserem Einkaufskorb.

Als wir endlich wieder zu Hause waren, habe ich die alten Blätter im Rhododendron-Beet zusammen gekehrt. Den Rechen vor und wieder zurück, vor und wieder zurück. Die Metallfinger ziehen feine Streifen in den Sand. Rechen vor und wieder zurück. Ich höre nur das Rascheln der trockenen Blätterröllchen. Rechen vor und wieder zurück. Meine Gedanken ordnen sich wie die Blätter im Beet. Argumente bilden kleine Haufen, Aggressionen wandern in die grüne Tonne.

Das ist der Beweis dafür, dass sich in unserem Kopf entscheidet, wie wir erleben, was wir tun.

Hatte ich mich zwei Tage vorher noch geärgert, dass schon wieder so viele Blätter im Beet liegen, freute ich mich jetzt an jedem Unrat, den ich irgendwo aufsammeln und in die Tonne tun konnte.

Da fiel mir ein, dass ich in der CoachingAcademie eine neue Schreibweise des Wortes Putzen gelernt hatte:


put -Z E N


Put-ZEN im Garten

Ich finde Hausarbeit sogar wohltuend, wenn ich für Abwechselung sorge, für Wechsel zwischen geistiger und körperlicher Arbeit, für Wechsel zwischen Arbeit im Haus und draußen. Und wenn ich merke, dass ich einen großen inneren Widerstand gegen eine Arbeit habe, höre ich auf und tue etwas anderes.

Vielleicht ist dann diese Arbeit genau die Richtige, wenn ich das nächste Mal von einem Elterntreffen komme.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta


* Zitat meiner Schwester Nr. 2