Freitag, 23. März 2012

Glückliche Familie Nr. 27: Dankbarkeit


"Danke, dass ich da sein durfte." Eric (11) steht in der Haustür und verabschiedet sich nach einem Nachmittag mit Prinzessin (11).

"Danke, dass ich da sein durfte." Das höre ich auch Prinzessin sagen, wenn ich sie von einer Verabredung abhole.

Das hat sich seit einiger Zeit eingebürgert. Sie können einen Nachmittag verbracht haben, an dem ein Schimpfwort das andere gab oder Rülpswettbewerbe stattgefunden haben. Und dann nehmen sie ihre Jacke und sagen: "Danke, dass ich da sein durfte."

Dieser Ausbruch an Höflichkeit irritiert mich jedes Mal. Ist das eine regionale Besonderheit oder sagen das auch die schlimmsten Lümmel in Bayern? Wahrscheinlich waren sie Rauchen hinterm Schuppen, verscharren noch kurz die Kippen und sagen der Gastmutter zum Abschied: "Danke, dass ich da sein durfte."

Wir Eltern von heute haben diese formelhafte Höflichkeit ja längst überwunden. Wer früher einen Knicks bei Tante Hannelore machen und sich für das zehnte Aussteuerhandtuch bedanken musste, verfällt bei der Erziehung der eigenen Kinder leicht ins Gegenteil. Sich zu bedanken, wird schnell als spießig empfunden. Nur wenn die Freude drei Bewusstseinsebenen tief gefühlt wird, dürfen Kinder "danke" sagen.

Wo soll denn dieser Post jetzt hinführen? Soll man Kindern beibringen "Danke"-Formel runter zu rattern oder soll ich Prinzessin zur Seite nehmen und sagen: "Schatz, sage so etwas nur, wenn es authentisch ist."

Dankbarkeit ist eine wichtige Grundhaltung im Leben. Wer sich bedankt, gibt dem Gefühl Ausdruck, beschenkt worden zu sein. Und es funktioniert auch andersherum: Weil ich mich bedanke, entsteht ein Gefühl des Beschenkt-worden-Seins. Ich kann mich damit selber froh machen.

Dank ist außerdem Anerkennung. Und Beziehungen aller Art funktionieren nur bei gegenseitiger Anerkennung.

Ich würde meine Kinder nie zwingen, sich für ein völlig achtloses Geschenk zu bedanken, nur damit die Form gewahrt wird. Aber natürlich erinnere ich sie daran, Oma und Opa anzurufen, wenn die zum Geburtstag liebevoll ein Päckchen geschnürt haben mit Geschenk und Karte oder sogar einem selbst gebackenen Kuchen.


Guckt mal, wofür ich gerade dankbar bin. Meine Schwester Nummer 1 hat mir diese Hausschuhe selber gemacht. Sie sind aus Filzwolle gestrickt und in der Waschmaschine verfilzt. So schön! Danke.


Auf die Spur der Dankbarkeit bringt man Kinder am wirksamsten, wenn sich Eltern auch bei ihren Kindern bedanken. Natürlich nicht für jede Kleinigkeit. Das nutzt sich ab.
Aber neulich habe ich mich bei Prinzessin in einem stillen Moment dafür bedankt, dass sie so unkompliziert ist. Wenn wir als Familie etwas unternehmen und die Männer wollen Currywurst und Prinzessin will Kaugummi-Eis, dann ist sie oft diejenige, die einlenkt und sagt: "Komm, dann nehme ich auch eine Currywurst."

Man neigt dazu, so etwas für selbstverständlich zu halten, und stürzt sich lieber auf die Defizit-Meckerei. Aber Prinzessin hat sich sichtlich über meine Anerkennung gefreut.

Ich erlebe auch Phasen der Dankes-Dürre. Wo ich denke, Mensch, was habe ich mir für eine Mühe gegeben und die Brut nimmt alles selbstverständlich. Aber dann höre ich plötzlich "Danke" in Momenten, in denen ich gar nicht damit gerechnet habe. Neulich wollte ich die Salatschleuder in den Schrank räumen, als Prinzessin von hinten kam, mich umschlang und völlig unvermittelt sagte: "Danke, dass Du meine Mama bist." ... ach Mensch, dabei hatte ich die Schleuder gerade erst abgetrocknet, schnief ...

Immer schön dankbar sein


(Die Hausschuhe von unten, damit ich nicht ausrutsche.)