Sonntag, 3. März 2013

Glückliche Familie Nr. 126: Der langsame Morgen


Sonst jogge ich am Sonntagmorgen und hole Brötchen. Heute in der Früh lag ich im Bett und spürte: ich will einen langsamen Morgen.

Der Soßenkönig drehte sich auf die andere Seite, ich schlich aus dem Schlafzimmer. Keine Regung aus dem Zimmer von Kronprinz (15), kein Geräusch von Prinzessin (12) und ihrer Übernachtungsfreundin (11).

Ich lümmelte mich auf die Holztreppe und kraulte den Kater. Nur wir beide und sein Schnurren. Zehn Minuten oder mehr. Ich weiß es nicht. Ein Sonntag ohne Uhr.

Laufschuhe, Sport-BH, Funktions-Shirt, verstärkte Socke rechts und links - heute könnt ihr alle ausschlafen!

Ich schlüpfte in die Jeans und den Pulli von gestern, griff nach Geld und Stoffbeutel für die Brötchen, trat in die Sonne.

Ein leichte Brise spielte mit den gekrümmten Restblättern in unserer Einfahrt, in der Hecke unterhielten sich zwei Meisen. Ich machte auf Ornithologe und schaute ihnen zu. Wie hektisch Vögel sind, wenn sie nicht fliegen.

Zeit für jeden Schritt, Zeit für jeden Blick.

Dabei diese kleine Leiter heran gezoomt, die an einem Fenster in der Reihenhaus-Siedlung lehnte, ...




... das Plastik-Fohlen in einem Vorgarten entdeckt ...



... den Schattenbaum bestaunt ...



Noch ein knapper Kilometer bis zu den nächsten Laugencroisssants. Schade eigentlich. Ich könnte ewig so gehen. Und nachsinnen über alles Mögliche.

Langsamkeit ist mein Glück.

Entschleunigung ist mein Job.

Vor ein paar Tagen ist mir in dieser Sache ein großer Coup gelungen. Die Kieferorthopädin wollte Prinzessin eine feste Klammer verordnen. Für eineinhalb Jahre. Das bedeutet mehrere Dutzend Termine mit Röntgenaufnahmen, Abdrücke nehmen, Klammer einsetzen, zusätzliche Zahnreinigung, Kontrolltermine ... ihr kennt das alles.

Auf Monate hin sind die wenigen freien Nachmittag eines G-8-Gymnasialskindes im Eimer.

Dabei besteht Prinzessins einzige Kiefer-Anomalie aus zwei leicht gedrehten Backenzähnen hinten links.
Als uns die Sprechstundenhilfe den Zettel mit dem Termin für die ersten Abdrücke hinschob, schob ich ihn spontan wieder zurück. Und eine andere Kieferorthopädin, die ich um ihre Meinung bat, kam zu dem Schluss, dass der Aufwand einer solchen Behandlung in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis in Prinzessins Mund stehen würde.

Ab und zu kann man Momos grauen Männern doch ein Bein stellen.

Immer fröhlich Zeit heraus schinden

Uta