Mittwoch, 7. Januar 2015

Glückliche Familie Nr. 261: Geburtstag und Erkenntnisse


Weil die Fotos heute überhaupt nicht zum Text passen, fange ich mal damit an.

Prinzessin (14!) hatte gestern Geburtstag und bekam viele Kissen geschenkt. Das Hintere ist selbst genäht, die weiche Pistole ist von "Smallable".


Die sind auch selbst gemacht. Man achte bitte auf das Label, einem Geschenkband, das ich eingenäht habe. Jeden Tag muss ich ins Zimmer laufen, um dieses Herz anzuschauen. Prinzessin ist schon schwer genervt. 



Und jetzt kommt, wovon ich schreiben wollte und wozu ich kein Bild hatte.

In den Ferien hatte ich im Freundeskreis verschiedene Gespräche darüber, wie das so läuft mit den Kindern.

Dabei ist mir aufgefallen, dass sich alle Erziehungsprobleme auf die alte Frage

"Sind wir zu nachgiebig oder sind wir zu streng?"

herunterbrechen lassen.

Wenn es nicht funktioniert mit den Kindern, ziehen die meisten den Schluss, sie hätten nicht genug durchgegriffen.

Das läuft so:

Stufe 1: Man hebt das kleine Kind auf ein Schild und lässt sich alles von ihm gefallen, weil es eine so einzigartige Persönlichkeit ist, die man auf keinen Fall in seiner freien Entwicklung einschränken will.

Stufe 2: Dann merkt man, dass das nicht funktioniert, der Alltag chaotisch wird, die Eltern völlig erledigt sind und das Kind irgendwie haltlos ist, und fällt ins andere Extrem. Plötzlich wird das Kind angeschrieen, man holt das Mittel der Strafe aus der Mottenkiste, spricht Fernsehverbote aus, schließt Spielzeug weg.

Stufe 3: Jetzt sind die Eltern noch zerknirschter, weil sie sich einst geschworen hatten, nie, aber auch wirklich nie zu solchen Mitteln zu greifen.

Stufe 4: Das Kind ist auch zerknirscht. Es merkt, dass mit ihm plötzlich irgendetwas falsch ist, dass die Eltern über Nacht böse und gleichzeitig sehr unglücklich geworden sind. Und dann kommt das Kind richtig ins Rotieren, weil Kinder vor allem eins wollen: glückliche Eltern.


Wie vermeidet man es, in diese Falle zu tappen?
  • Sich nicht danach richten, was "man" nicht tut oder die Oma erwartet oder die anderen Mütter im Kindergarten, sondern sich hinsetzen und überlegen, was sind meine persönlichen Grenzen für mein Kind? Was will ich nicht? Was stört mich? Was erschwert mir massiv den Alltag? Was sind meine Werte? 
  • Dann lernt das Kind auch: "Aha, so ein Mensch ist meine Mama, mein Papa!" Danach kann ich mich richten und später (Pubertät) auch fröhlich daran reiben.
= Persönliche Grenzen lassen sich viel besser durchsetzen als abstrakte.

  • Der Anspruch, konsequent sein zu müssen, ist für viele eine Geißel und beschert Eltern viel Stress und Frust. Auch hier gilt: Ihr seid automatisch konsequent bei Regeln, die euch persönlich ganz wichtig sind. Wenn ihr mal nachdenkt, kommt ihr bestimmt auf Sachen, bei denen ihr konsequent seid und niemand je eine Frage dazu hatte (Schulterklopfen!). Bei uns fällt mir ein, dass immer alle die Straßenschuhe ausziehen, bevor sie nach oben in die Schlafetage gehen. Da gab es nie Stress, weil ich ganz klar darin war, das nicht zu dulden. Weiteres Beispiel: Anschnallen im Auto.
  • Niemand kann immer konsequent sein. Und es schwächt Eltern, wenn sie sich dafür herunterziehen. Wenn es etwas Wichtiges gibt, das ihr ändert möchtet, übt darin Konsequenz, aber höchstens für eine neue Sache pro Lebensphase. 
= Konsequenz braucht man für wenige "Basics", die restlichen Entscheidungen dürfen sich nach der Tagesform richten.

  • Viele Eltern verbeißen sich in zu viele Ermahnungen: "Tu dies nicht", "Fass das nicht an", "Setz die Mütze auf", "Sitz gerade" ... so werden Kinder "mama-" oder "papa-taub".
= Weniger (Verbote) ist mehr.

  • Für mich ist es hilfreich, mir zu sagen: "Uta, du bist hier der Chef." Meine Kinder sind eigenständige Menschen, die sich frei entwickeln sollen, aber solange sie Kinder sind, benötigen sie ein gewisses Maß an Halt und Führung. 
= Was man braucht, ist eine Kombination aus eigener Lebensfreude, Nähe zum Kind und gelegentlichem Durchgreifen.

  • Viele Eltern reagieren auf Probleme mit Härte oder Resignation. So verlieren sie die Nähe zum Kind und alles wird schlimmer.
  • Für eine gute Beziehung zum Kind ist hilfreich: klar sagen "Ich will, dass du ..." statt Vorwürfe und Abwertungen, außerdem: gemeinsame Mahlzeiten, schöne Rituale, exklusive Zeit zu zweit, Zuhören, von sich erzählen ...
= Je schlechter die Beziehung, desto weniger Einfluss habe ich auf das Kind.


Immer fröhlich auch mal durchgreifen und gleichzeitig die Nähe zum Kind pflegen. Diese Kombination ist unschlagbar.

Eure Uta