Dienstag, 13. Mai 2014

Glückliche Familie Nr. 219: Onkel mit Pappnase


Der Satz, über den ich mich am Muttertag am meisten gefreut habe, war: "... und wenn ich weine, kannst du mich immer zum Lachen bringen." Der Satz stammt von Prinzessin (13). Er freut mich so, weil es mir sehr wichtig ist, dass meine Kinder nach Niederlagen wieder aufstehen können, das Krönchen wieder gerade rücken und weiter marschieren. Dass sie lachen können, vor allem über sich selber und nicht in Selbstmitleid und Sorgen versinken.

Irgendwo in meinem Archiv habe ich eine Statistik über das Lachen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Kinder viel mehr und häufiger lachen als Erwachsene.

"Werde endlich erwachsen!" ist vor diesem Hintergrund eine furchtbare Drohung.

Eines meiner Kinder (aus Gründen der Diskretion nenne ich nicht den Platz der Thronfolge) hat noch bis über die Grundschulzeit hinaus regelmäßig die Kleider wechseln müssen, weil es sich mal wieder vor Lachen in die Hose gemacht hat. Nie habe ich lieber die Waschmaschine angeworfen als in diesen Fällen.

"In jedem Alter müssen Kinder lachen, spielen, Spaß haben können und nicht unaufhörlich nach etwas streben müssen. Sie haben das Bedürfnis, sich zu entspannen, albern zu sein, zu necken, ein bisschen verrückt zu sein und ganz allgemein im Leben nicht immer ernst sein zu müssen." (Wayne W. Dyer: "Glück der positiven Erziehung. So werden Kinder frei, kreativ und selbständig", München 1989, S. 120)

Wayne Dyer meint, dass es Kinder sehr schwächt, wenn ihre Eltern der Typ "Ich-mache-mir-ständig-über-alles-Sorgen-Mensch" sind.
Haben wir wohl die richtige Schule ausgewählt? Werden wir die ideale Tagesmutter finden? Wird sich das Kind ohne Halstuch nicht erkälten? Wird die nächste Mathe-Arbeit vielleicht daneben gehen? Ist der Reisebus für die Klassenfahrt auch sicher genug? Passieren auf Ski-Reisen nicht häufig Unfälle? Bekommt mein Kind genug Vitamine, Ballaststoffe, Eisen ... ? Werde ich nach der Elternzeit wohl wieder einen Job finden?


"Großmutter, Großmutter, du solltest dir mal wieder die Oberlippe epilieren!" *


Wenn liebe Freunde von uns früher ein Fest machten, luden sie nicht nur Freunde und ihre Kinder ein, sondern auch die halbe Verwandtschaft. Meistens war auch ein unverheirateter Onkel dabei, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Kinder zu bespaßen. Einmal sah ich ihn spät abends erschöpft im Sessel sitzen, im Schoß einen Teller Nudelsalat und im Gesicht immer noch die rote Pappnase.

Ist das nicht rührend? Er hätte den Nachmittag auch damit verbringen können zu klagen, dass er keine Frau findet, sein Steuerberatungsbüro gerade nicht so läuft und das linke Knie schmerzt. Aber nein: er zeigte den Kindern Kartentricks.

Unvergessen auch das kleine Gerät, das die Oma unserer Nachbarskinder mal zu einem Besuch mitbrachte und das die Kloschüssel dazu brachte, Arien zu singen, wenn man die Spülung betätigte.

Bei uns wird garantiert gelacht,  ...

  • wenn der Soßenkönig sich selbst als Schwaben parodiert
  • wenn ich aus "Dirk und ich" von Andreas Steinhöfel vorlese, besonders das Kapitel "Es grünt so grün ...", wo die Familie umzieht und Möbelpacker Ernie mit dem Hintern im Treppengeländer stecken bleibt (das Buch ist super zum Vorlesen für Grundschulkinder)
  • wenn ich Prinzessin (13) aus "Tschick" von Wolfgang Herrndorf vorlese (ja, gelegentlich lese ich den Großen noch vor, weil es einfach sooooooo schön ist)
  • wenn wir im Auto Loriot hören (für die Dänemark-Fahrt hatte ich das Hörbuch "Gesammelte Werke" ausgeliehen)
  • wenn ich für Prinzessin spiele, als wäre ich sturzbetrunken

Wann habt ihr den größten Spaß in Familie?

Mir immer fröhlich schreiben, wie ihr die Kinder zum Lachen bringt.

Eure Uta

* Danke, lieber Gulliver, dass du bei unseren Späßen nicht böse wirst!