Mittwoch, 12. Februar 2014

Glückliche Familie Nr. 199: Einfach zu lau


Leser dieses Blogs wissen, dass meine Fußpflegerin eine besondere Frau ist. Gestern war sie wieder da und sagte:

"Frau A., Sie sind einfach zu lau." -

"Ich bin zu lau?" -

"Ja."

Ich würde mich häufig mit dem zurückhalten, was ich denke. Und dann würde ich auch zuviel denken, anstatt beherzt zu sagen und zu tun, wovon ich wirklich überzeugt sei.

Sie hielt einen kleinen Vortrag über den Verstand, der direkt vom Ego gesteuert sei, und landete schließlich bei der Wahrheit des Herzens.

Der Motor von der elektrischen Nagelfeile brummte. Aber sie war noch nicht fertig mit ihrem Vortrag.

Wenn ich Familien wirklich helfen wollte, dann müsste ich auch bereit sein, schmerzhafte Wahrheiten auszusprechen und bis an meine Grenzen zu gehen. Mit "positivem Denken" allein sei niemandem geholfen. "Sie brauchen den Mut, den Finger auch mal in die Wunde zu legen. Und ich weiß, dass Sie diesen Mut haben."

Sie drückte meinen Fuß mit dem entzündeten Zeh, der bei ihr auf dem Schoß lag. Das war sehr anschaulich, was Wunde und Schmerz angeht.

Wir sind dann wegen der Wahrheit des Herzens mit den Füßen kaum mehr fertig geworden (die rechte Ferse blieb ungehobelt), aber sie musste zur nächsten Kundin. Und ich stürzte zu den Lernentwicklungsgesprächen mit Kronprinz (16) und Prinzessin (13) in die Schule.

Die Gespräche waren gut, davon möchte ich gar nicht schreiben.

Ich möchte von der ganz persönlichen Wahrheit schreiben, die wir alle in uns tragen, und davon, dass wir oft nicht den Mut haben, sie zu leben.

Gar nicht lau - Prinzessin (13) beim Kartfahren.

In Erziehungsfragen zum Beispiel.

Was lassen wir uns verunsichern?!

Fruchtzwerge, ja oder nein?
Früh einschulen?
Hausaufgaben vor dem Spielen oder danach?
Druck ausüben beim Klavierüben?
Helmpflicht beim Radfahren?
Plastikspielzeug oder nicht?

Dabei hat jeder Themen, bei denen ist er oder sie glasklar.

Bei mir war immer glasklar:
  • Toben auf dem neuen Sofa geht gar nicht (erlaubt auf den alten Matratzen)
  • mit Schuhen ins obere Stockwerk ist verboten
  • Hauen kann ich noch durchgehen lassen, aber Treten kann ich nicht akzeptieren
  • außerdem habe ich eine persönliche Abneigung dagegen, dass Kinder andere Kinder auf den Helm hauen, wenn sie ihn auf dem Kopf tragen; ich weiß, es passiert nichts, aber da musste ich immer einschreiten
  • dafür war mir ein fröhliches Essen immer wichtiger als gefeilte Tischmanieren
  • Kreativität hat für mich Priorität vor Ordnung
  • Gesundheit und Fröhlichkeit hat für mich Vorrang vor guten Schulnoten

Für mich. 

Für euch werden andere Punkte gelten.

Ich habe oft an meinen Durchsetzungsfähigkeiten gezweifelt, bis mir klar wurde, dass ich die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, problemlos durchsetzen kann. Und die anderen sind mir dann offensichtlich nicht so wichtig. Da muss ich mir dann auch keinen Kopf machen, Versagensängste haben oder mich anderen Eltern gegenüber schlecht fühlen.

Mögt ihr mir schreiben, welche Dinge ihr problemlos durchsetzen könnt (... und welche in Folge dessen wohl die wirklich wichtigen Dinge für euch sind)?

Hört auf, lau und lasch zu sein, und lebt fröhlich und mutig eure ganz persönliche Wahrheit

Uta