Mittwoch, 29. Januar 2014

Glückliche Familie Nr. 196: Die Schule leichter nehmen


Obwohl der Weihnachtsbaum längst abgeholt wurde, habe ich noch eine Tannennadel gefunden. Sie hatte sich unter der Fußleiste versteckt, dann klebte sie am Handfeger, klammerte sich an den Rand des Mülleimers, schaffte es irgendwie, sich an meinen Socken zu hängen, war mit den Fingern schwer zu greifen, harzklebrig und flutschig zu gleich.




Mit dem "Ich-bin-nicht-gut-genug"-Gefühl verhält es sich genauso. Es ist auch so eine Klette.

Da hat man alle Nadeln von der Terrasse und alle schlechten Meinungen über sich selbst aus dem Hirn gefegt, hängt da wieder eine kleine Nadel auf der Fußmatte und ein kleiner schmutziggrauer Zweifel am eigenen Selbstgefühl.

"Hey, Zweifel, wo kommst du jetzt wieder her und verbreitest ungefragt so eine Mattigkeit in mir?"

Das mit den "Nicht-gut-genug"-Gefühlen, die einen piksen wie alte Tannennadeln, ist wichtig, weil dieser Blog seinem Forschungsauftrag treu bleiben möchte. Und der lautet:

Wie kommen so viele kleine Menschen, die am Anfang ihres Lebens keine Frage dazu hatten, ob sie ausreichend sind, im Laufe ihres Großwerdens dazu, immer mehr zu denken: 
"Ich bin nicht gut genug" und wie können wir Eltern vermeiden, dass dieser Gedanke sich in ihrem Kopf festsetzt?


Eine, wenn nicht die entscheidende Antwort lautet: 

Es ist das "Nicht-gut-genug"-Gefühl ihrer Eltern, es ist eigentlich ihr Ding, das diese treibt, die Kinder anzutreiben, mehr für die Schule zu tun, den Ranzen zu kontrollieren, sie herunter zu putzen, wenn die Hausaufgaben nicht ordentlich sind, ihnen das Schwimmzeug zu packen ("sonst fehlt da sowieso wieder die Hälfte"), sie dann später zur Studienberatung zu schicken, ihnen die Bewerbung zu tippen ... 

Unsere Kinder treiben dann wieder ihre Kinder an oder sie bekommen gar keine mehr, weil sie an ihren eigenen Eltern abschreckend erlebt haben, wie diese ausbrennen über die Jahre wegen all der Sorgen und Ängste um die Kinder. Das fängt an bei der Wahl des "richtigen" Geburtsvorbereitungskurses und hört noch nicht auf, wenn der Farbauslöser vom Schwangerschaftstest einen Ausbildungsplatz sucht. 

Wenn mehrere Eltern an einem Ort zusammen treffen, bei Elternabenden oder ähnlichen Veranstaltungen, ist die Stimmung so gut wie nie ausgelassen und unbekümmert. Von "Leichtigkeit" weit und breit keine Spur.

Kurz vor Weihnachten traf ich die Klassenlehrerin meiner Tochter. Sie wünschte mir ein frohes Fest und meinte: "Wie sehen uns ja im Februar beim Elterngespräch, dann reden wir mal ausführlich."

Ups, sofort hatte ich einen Kloß im Hals.

Was meinte sie mit "ausführlich"? Hatte das "dann reden wir mal" nicht einen bedrohlichen Unterton? Guckte sie nicht irgendwie besorgt?

Ja, und wenn? Selbst wenn den Lehrern etwas nicht passt an meinen Kindern, weiß ich doch, dass sie absolut vollkommen sind, selbst wenn der Schulsenator persönlich bei uns klingeln und etwas anderes behaupten sollte.

Oder die Lehrerin hat vielleicht sehr konstruktive Vorschläge, wie sich mein Kind besser in der Schule einbringen kann. Auf jeden Fall kann mein Hirn die Abteilung "Sorgen machen" oder "ein Problem erschaffen" gleich wieder dicht machen.

Ich bin es wirklich leid, dass ich diesem Schuldruck, diesen diffusen eigenen Kinderheitsängsten immer wieder auf den Leim gehe.

Wenn ich nicht aufhöre mit meinem "Nicht-gut-genug", ziehe ich meine Kinder mit da hinein. Und dann können wir über Generationen so weitermachen und haben keine Kraft für die entscheidenden Dinge (mal eben kurz die Welt retten).

Jetzt habe ich nicht den durchschlagenen Tipp für die Vernichtung der gemeinen kleinen Tannennadel in meinem Selbstgefühl außer
  • sich jeden Tag neu für das Gefühl "ich bin vollkommen" entscheiden und die Wohnung mit entsprechenden Post-its zu pflastern
  • Musik auflegen, das hilft mir immer. Ich habe eine CD gebrannt mit heiterer Entspannungs-Musik. Die lege ich ab und an zum Frühstück auf. Dann startet die Katzenklo-Familie gleich viel leichter in den Tag und ich freue mich riesig, wenn ich Prinzessin (13) den letzten Titel summen höre, während sie den Schulrucksack schultert und in die dunkle Kälte tritt.

Hoffentlich könnt ihr die Titel lesen. Es handelt sich um die Klavier-Musik aus dem Film "Die fabelhafte Welt der Amelie", um drei Titel von Ludovico Einaudi aus "Ziemlich beste Freunde" und um das Klarinetten-Konzert von Mozart, das auch in "Jenseits von Afrika" auf dem alten Grammophon der Farm gespielt wird.


In dem Coaching, an dem ich teilgenommen habe, hieß es: 

"Das größte Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, ist, selber glücklich zu sein." 

Was verhilft euch zu mehr Leichtigkeit im Alltag?

Immer fröhlich Musik auflegen und die Schule leichter nehmen

Eure Uta