Sonntag, 17. November 2013

Glückliche Familie 182: Mobbing und wie es weiterging


Ich wollte euch berichten, wie diese Mobbing-Geschichte ausgegangen ist.

Meine Schwester erzählte am Telefon, dass der Schüler tatsächlich eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen wurde und außerdem - als soziale Tat - Scheinwerfer schleppen muss für die Theateraufführung einer anderen Klasse.

Ich muss noch korrigieren, dass es sich um einen Schüler der Klasse 9, nicht der Klasse 7 handelt, wie ich fälschlich geschrieben hatte.

Um "den Fall" wirklich beurteilen zu können, müsste man ihn genau kennen. Deshalb möchte ich ihn auch nicht weiter verfolgen. Uns fehlen einfach die Details.

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Mein Neffe (14), Sohn von Schwester Nummer 3, ist vor ein paar Monaten bei einer Übernachtung in der Schule auch von einem Mitschüler fotografiert worden: schlafend mit einem Pommes im Ohr. 

Der Mitschüler hat das Bild nicht ins Netz gestellt. Meine Schwester hat bei den Eltern angerufen. Der Vater konnte glaubhaft beteuern, dass ihm der Vorfall leid tue und er mit seinem Sohn darüber sprechen werde. 

Für meinen Neffen ist die Sache damit erledigt. Und meine Schwester sagt, dass sie - von den Schwingungen, die sie von ihm empfange - sicher ist, dass es ihm gerade gut gehe in der Klasse, er neue Freundschaften im Lateinkurs vertiefen konnte und begeistert zum Rudern gehe. 

Pommes und Demütigung war gestern, heute wachsen ihm und den Freunden, die auch zum Rudern gehen, breite Schultern. 

Jemand Kluges hat mal gesagt: Es sind nicht die Ereignisse, die uns Kummer bereiten, sondern die Schlussfolgerungen, die wir daraus ziehen. 

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Als mein Mann die dritte Klasse seiner Dorfschule besuchte, lauerte ihm eine Zeit lang ein Mitschüler auf dem Nachhauseweg auf und verprügelte ihn. 
Mein Schwiegervater nahm sich einen Vormittag frei, suchte seinen Sohn auf dem Schulhof und ging mit ihm zu dem Prügler. "Wenn du diesen Jungen noch einmal anrührst", sagte mein Schwiegervater und zeigte auf seinen Sohn, "wirst du nicht mehr wissen, an welche Stelle am Kopf die Ohren sitzen." 

Es ist nie wieder etwas vorgefallen. Und der Soßenkönig erinnert sich bis heute gerne (ach, bei so was kommen mir immer die Tränen), wie sein Vater beherzt für ihn eingeschritten ist. 

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Als ich sechs Jahre alt war, hatte ich eine schlimme Lungenentzündung. Ich kam schließlich ins Krankenhaus, weil die Antibiotika nicht halfen. Als der Chefarzt kam und mir und meiner Mutter sagte, ich müsse operiert werden, habe ich geweint. Worauf der Chefarzt mich anfuhr, dass es auf der Welt Kinder gebe, die viel schlimmere Krankheiten hätten als ich. 
Meine Mutter hat viel Respekt vor Würdenträgern aller Art, aber da explodierte sie. Ich weiß nicht mehr, was sie alles sagte. Aber die Druckwelle, die durch das Zimmer ging, habe ich in warmer Erinnerung. 

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Das waren kleine Geschichten von vorsichtigem und von beherztem Einschreiten, aber auch davon, es dann auf sich beruhen zu lassen. 

Ich glaube, wir brauchen
  • Eltern und Lehrer mit Führungskompetenz, Menschen, die schnell und beherzt eingreifen können
  • Eltern, die ein Gespür dafür haben, wie es ihrem Kind geht
  • Eltern, die Kinder nicht bestätigen in einer Opferhaltung, sondern beim Rudern, Karate, Kickboxen .... anmelden

Stark werden bei Abenteuern oder beim Sport.


Weg mit dem Moralisieren, Dramatisieren, Psychologisieren und lange Konferieren und den Mut haben, fröhlich einzuschreiten

Uta

PS: Erinnert ihr euch an Situationen, wo sich jemand in einem Konflikt beherzt für euch eingesetzt hat?
Oder vielleicht auch an den anderen Fall: Ihr musstet es alleine regeln und habt dabei viel gelernt?