Donnerstag, 10. Mai 2012

Glückliche Familie Nr. 43: Mit Musik nach Innen wenden


Ich weiß, ihr mögt lieber meine Posts im Stil von "Nur der Pudding hört mein Seufzen".

Ihr mögt es persönlich, mit Schimpfen und Scheitern, mit Prinzen in der Pubertät und Eltern, die nur in ihrer Nachgiebigkeit konsequent sind.

Trotzdem kommt jetzt der dritte Teil des Interviews. Versprochen ist versprochen.

Es sind so schöne Sätze in dem Interview. Zum Beispiel:



"So entsteht Musik und die Kinder merken: Nicht nur Mozart hat was gehört und umgesetzt, ich kann das auch. So lernen sie, sich nach Innen zu wenden."

"Du bist wie ein Garten mit ganz tollen Samen und ich will die Verantwortung nicht übernehmen, dass du das vergammeln lässt, nur weil ich zu nett bin."


"Man macht nicht Musik, weil man muss. Musik ist der innerste Ausdruck, den es gibt." 

 "Es geht mir um den Menschen, es geht mir darum, dass sie ihre inneren Aufgaben erfüllen können. Und jeder wird mit so einer Aufgabe geboren."


Sind das nicht erhebende Sätze!? Wäre ich ein HTML-Profi, würde ich sie in Gold bloggen.

Aber jetzt kommen die Sätze im Zusammenhang im letzten Teil des Interviews und dazu noch ein paar Tipps für den Instrumentalunterricht.



Interview mit der Klavierlehrerin und Pianistin 
Petra Bleser-Arp


Teil 3

Bei der Frage nach Lust und Disziplin bewegt man sich auf einem schmalen Grat, oder? 
In diesen Medienzeiten ist es schwer, gegen die Lust, Computer zu spielen anzukommen. Die Kinder kennen kaum noch Langeweile. Und das ist das Beste: wenn sich Kinder langweilen. Die fangen dann nämlich an zu üben. Manchmal bin ich ganz überrascht und frage: „Was ist denn mit euch los, ihr habt ja geübt?“ - „Ja, mir war langweilig, ich war ja noch nicht so richtig gesund und es war ja keiner da und fernsehen durfte ich auch nicht und da habe ich geübt.“ - „Und war's schlimm?“ - „Neee“. 

Spielen Ihre Schüler nur Klassik? 
Nein, die Jungs, die ich unterrichte, haben bisher fast alle Filmmusik gespielt, „Fluch der Karibik“ zum Beispiel. Und die Mädchen wollen gerne Bruno Mars spielen. Das ist für mich sehr mühsam, das alles herauszusuchen. Trotzdem habe ich sie gelassen und versucht, immer im Kopf zu haben, dass man manchmal von der Filmmusik zu Prokofjew kommt oder von der „Fabelhaften Welt der Amelie“ zu einer anderen Form von französischer Musik. Nach dem letzten Schülerkonzert sagten einige Jungs: „Petra, ich finde, ich sollte jetzt mal Klassik spielen. Such mir mal was richtig Schweres raus.“ 

Was machen Sie, wenn Sie einen begabten Schüler haben, aber der will trotzdem nicht weitermachen?
Ich hatte das bei meiner Nichte, die ist elf Jahre alt. Ein sehr kreatives Mädchen. Sie hatte so eine Zeit, da kam sie zu mir und wollte Yoga machen. „Gut“, habe ich gesagt, „machen wir Yoga.“ Und dann haben wir Übungen gemacht und ein bisschen Blockflöte dazu gespielt. Aber irgend wann sagte sie: „Du, Petra, ich möchte wieder eine richtige Klavierstunde.“ Gewonnen! Jetzt kann sie sehr schön Klavier spielen. Allerdings übt sie immer noch wenig. Jetzt habe ich gesagt: „Ich unterrichte dich nur noch, wenn du richtig übst. Du bist wie ein Garten mit ganz tollen Samen und ich will die Verantwortung nicht übernehmen, dass du das vergammeln lässt, nur weil ich zu nett bin.“ Danach hat sie viel geübt.
Das ist so ein Satz, den Sie auch mal sagen. „Ich unterrichte dich nur noch, wenn …“. 

Ja, ich weiß ja, warum ich will, dass sie musizieren. Es geht mir um den Menschen, es geht mir darum, dass sie ihre inneren Aufgaben erfüllen können. Und jeder wird mit so einer Aufgabe geboren.
Interview: Uta

Checkliste für gute Instrumentallehrer

* Sucht den Instrumentallehrer mit großer Sorgfalt aus. Verfahrt nicht nach dem Motto: Ach, für kleine Kinder, die anfangen, reicht auch ein x-beliebiger Lehrer oder ein klimpernder Student. Gerade ein guter Start ist wichtig. Wenn das Instrument einmal in der Ecke landet, ist es schwer, einen neuen Anlauf zu nehmen.

* Sprecht mit dem Lehrer darüber, welche Anforderungen er an seine Schüler stellt. Fragt nach einem Übungsplan und ob der Lehrer die Einhaltung eines solchen Plans überprüft!

* Mag die Lehrerin oder der Lehrer Kinder und ist sie oder er an der Weiterentwicklung des Kindes ehrlich interessiert?


Tipps für das Üben zu Hause:

* Das Instrument sollte griffbereit herumliegen. Gerade Kinder im Grundschulalter und Vorschulkinder greifen gerne spontan zum Musikinstrument. Wenn es jedes Mal ausgepackt und zusammengebaut werden muss, ist die Schwelle zu musizieren oft zu hoch.

* Als Eltern solltet ihr an das Üben höchstens erinnern, mehr nicht. Druck, Stress und Abwertung des Kindes ist der Tod jeder Musik.

* Zeigt Interesse: „Lass mal hören, das klang ja schön.“ „Kennst du schon so viele Vorzeichen?“ „Darf ich mich in den Sessel setzen und zuhören?“

* Wenn du über das Nicht- oder Zuwenig-Üben verärgert bist, frage dich, welche eigenen Erwartungen im Spiel sind.

* Zehn Minuten jeden Tag ist besser als einmal eine Stunde. Trotzdem: nur erinnern! Wenn das Kind trotzdem nicht übt, ist es Aufgabe des Lehrers, das anzusprechen. Mit der eigenen Mutter oder dem eigenen Vater entbrennt viel schneller ein Machtkampf als mit einer Person außerhalb der Familie.

* Es kann eine Hilfe sein, eine feste Übungszeit zu finden. Zum Beispiel immer vor oder nach dem Abendessen.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta